Österreichische Heilanstalten

Nach seiner Rückkehr aus Berlin im März 1924 war Kafka aufgrund eines plötzlich auftretenden gesundheitlichen Problems, dem Verlust seiner Stimme, gezwungen, in Prag zu bleiben. Anfang April brach er nach Österreich auf, wo er die letzten beiden Monate seines Lebens in drei österreichischen Sanatorien verbrachte.

Wienerwald

Der erste Aufenthalt im Sanatorium Wienerwald, etwa 40 km südwestlich von Wien, dauerte nur eine Woche. Die Ärzte vermuteten eine Kehlkopftuberkulose, mit deren Behandlung sie offensichtlich überfordert waren. Weder der Patient noch Dora, die in einem Haus in der Nachbarschaft ein Unterkommen gefunden hatte, waren mit den Verhältnissen in diesem Sanatorium zufrieden. Der Familie schickte Kafka jetzt und auch noch später nur positive Nachrichten.

Klinik von Prof. Hajek

Kafka wurde in die laryngologische Klinik von Prof. Hajek nach Wien überführt. Diese Überführung spielte sich bei widrigem Wetter in einem offenen Auto ab, so dass Dora Franz mit ihrem Körper vor Windstössen schützen musste. In der Klinik wurde endgültig Kehlkopftuberkulose diagnostiziert. Kafka hatte einen geschwollenen Kehlkopf, konnte weder essen noch trinken und litt unter Durst. Auch in dieser Klinik herrschten deprimierende Verhältnisse; Dora und Robert Klopstock, der Kafka bis zum letzten Moment umsorgt hat, setzten dessen Entlassung in häusliche Pflege durch. Dora leitete schnell die weitere Behandlung in Kierling in die Wege.

Sanatorium von Dr. Hoffmann

© Klaus Wagenbach, Berlín
Kafka wurde ins Sanatorium von Dr. Hoffmann in Kierling bei Klosterneuburg überführt. Dort verbrachte er die letzten sechs Wochen seines Lebens. Freunde, vor allem Felix Weltsch, schickten Prof. Heinrich Neumann, die führende Kapazität unter den Wiener Lungenärzten, zu ihm, der aber nur noch die Aussichtslosigkeit von Kafkas Gesundheitszustand konstatieren konnte. In jener Zeit verständigte sich Kafka mit seiner Umgebung nur noch mittels Zettelchen, die erhalten sind und von seiner geistigen Klarheit bis zum letzten Augenblick zeugen. Seine Korrespondenz mit der Familie beschränkte sich größtenteils nur auf kurze Zuschriften unter Doras Briefe. Dora suchte Kafkas Leiden nach Kräften zu lindern. Den schriftlichen Nachrichten an die Familie suchte sie einen möglichst zuversichtlichen Ton zu geben. Als Kafka beim letzten Brief einen Tag vor seinem Tod die Kräfte schwanden und Dora sah, dass er noch etwas Dringendes mitteilen wollte, nahm sie ihm die Feder aus der Hand, um weiterzuschreiben. Kafka besaß offensichtlich nicht mehr die Kraft, den Gedanken oder Wunsch zu äußern, und so bricht der Brief mitten im Satz ab. Das war am 2. Juni, am 3. Juni 1924 starb Franz Kafka. Am 10. Juni 1924 wurde er auf dem neuen jüdischen Friedhof in Prag-Straschnitz beigesetzt.