Beruf

Kafka klagte in Briefwechseln und Tagebüchern häufig über die Arbeit im Amt. Zunächst brachte er eine kurze Zeit bei der Versicherung Assicurazioni Generali zu, dann ganze vierzehn Jahre bei der Arbeiter-Unfallversicherung. Es wäre jedoch unrichtig, ihn für einen frustrierten Beamtentyp zu halten, den die Tätigkeit im Amt langweilte oder anödete. Er war im Gegenteil ein geradezu vorbildlicher, präziser, leistungsfähiger Mitarbeiter, dessen Karriere fast einem Senkrechtstart gleichkam. Seine Einwände gegen den Beamtenberuf waren von anderer, tieferer Art.

Im „Doppelleben“ zwischen Amt und Literatur, das er zu führen gezwungen war, bildete das Amt ein nicht auszuräumendes Hindernis für seine eigentliche Lebensaufgabe, das Schreiben. Diesen Konflikt empfand er um so schmerzlicher, da er diese Beamtentätigkeit im bürokratischen Stil des alten Österreichs als seine stabile Existenzgrundlage akzeptieren musste, während sich die Schreiberei unausgesetzt als Quelle existenzieller Verunsicherung erwies.
Beide Institutionen, in denen Kafka angestellt war, lagen in der Nähe seiner Wohnungen:
  • der Palast Assicurazioni Generali (Wenzelsplatz)
  • der Palast der Arbeiter-Unfallversicherung für das Königreich Böhmen (Na Poříčí)
Neben seiner Anstellung absolvierte Kafka einen Kursus über Unfallversicherung an der deutschen Handelsakademie (auf dem Fleischmarkt).