Zuckmantel

Schon von Jugend auf empfand Kafka eine Aversion gegen die Schulmedizin und inklinierte zu den Methoden der Naturheilkunde, denen er sich erstmals in Bad Zuckmantel unterzogen hat. Im Luftkurort Zuckmantel (heute Zlaté hory), der im klimatisch günstigen Bergvorland des Mährischen Schlesiens in ca. 500 m ü.M. liegt, kamen Naturheilmethoden zur Anwendung, die Vinzenz Priessnitz dort vor Jahren eingeführt hatte

Neben Anämie, Rheuma, Gicht, Zuckerkrankheit und Fettleibigkeit wurde dort auch körperliche sowie seelische Schwäche mit einer Kombination aus Wasser- und Elektroheilverfahren, Gymnastik, Spaziergängen und Diät behandelt. Der Kurort war von Frühjahr bis Herbst in Betrieb, hatte ein Fassungsvermögen von 170 Zimmern für 220 Patienten, die vor allem aus den tschechischen Landesteilen und dem preußischen Schlesien kamen. Dieser Ort wurde mit Vorliebe von jüdischen Kurgästen besucht, da sie dort so gut wie nicht diskriminiert wurden. Das Institut hatte eine Bibliothek mit 2000 Bänden, auf dem Kurgelände fanden Promenadenkonzerte statt. Zum ersten Mal war Kafka von 3.-27. August 1905 hier. In diesen Aufenthalt fällt sein erstes Sexualerlebnis mit einer der dortigen Patientinnen, das er nach Jahren flüchtig in seinen Tagesbüchern erwähnte. Zum zweiten Mal war Kafka im Jahr darauf etwas länger in Bad Zuckmantel, vom 23. Juli bis 29. August.